GAP.7

Material zu Kolloquien-09-07-21

Übersicht:

(I) Wozu Philosophiegeschichte? Das Beispiel des Aristoteles Verantwortlich u. Moderation: Ulrich Nortmann, Christof Rapp Sprecher: Alan Code (Rutgers), Ulrich Nortmann (Saarbrücken), Christof Rapp (Berlin) Kolloquiumssprache: Deutsch/Englisch

(II) Relativism about Truth Verantwortlich u. Moderation: Alex Burri, Hans Rott Sprecher: Garcia Carpintero (Barcelona), Max Kölbel (Birmingham) Kolloquiumssprache: Englisch

(III) Evolution and Morality Verantwortlich u. Moderation: Tatjana Tarkian, Marcel Weber Sprecher: Jason McKenzie Alexander (London) , Shaun Nichols (University of Arizona), Stephen Stich (Rutgers) Kolloquiumssprache: Englisch

(IV) Wissenschaft und Philosophie für eine komplexe Welt Verantwortlich u. Moderation: Manfred Stöckler Sprecher: Stefan Bornholdt (Bremen), Stephan Hartmann (Tilburg), Meinard Kuhlmann (Bremen), Thomas Lux (Kiel) Kolloquiumssprache: Deutsch

(V) Nominalistic Theories of Properties Verantwortlich u. Moderation: Ralf Busse, Hans Rott, Benjamin Schnieder Sprecher: Thomas Hofweber(Chapel Hill), Joseph Melia(Leeds), Cian Dorr(Oxford) Kolloquiumssprache: Englisch

(VI) Neuro-Enhancement: The Natural as a Value? Verantwortlich: Dagmar Borchers, Saskia Nagel Moderation: Bettina Schöne-Seifert (Münster) Sprecher: John Dupré (Exeter), Bill Fulford (Warwick), Dieter Birnbacher (Düsseldorf)) Kolloquiumssprache: Englisch

Hier finden Sie einen Überblick aller Kolloquien zum Ausdrucken als PDF-Datei.

Inhalt:

Das Kolloquium I stellt die Frage: Wozu Philosophiegeschichte? Das Beispiel des Aristoteles“ und untersucht insbesondere, warum die Geschichte der Philosophie weltweit eine sehr große Bedeutung hat. Liegt das vielleicht daran, dass in der systematischen Philosophie bei den ‚großen’ Problemen über die Zeiten hinweg nur relativ geringe Fortschritte zu verzeichnen sind? Ist die Philosophie vielleicht eine Disziplin, in der überhaupt nicht mit eindeutigen Theoriefortschritten zu rechnen ist? So führen Fragen nach dem Sinn philosophiegeschichtlicher Studien auch zu Fragen nach dem allgemeine Selbstverständnis des Fachs.

Das Kolloquium II „Relativism about Truth“ greift eine These aus dem Kernbereich der Logik und Erkenntnistheorie auf. Die Hauptthese des Wahrheitsrelativismus besagt, dass kon tradiktorische Sätze wie „Vanilleeis schmeckt besser als Schokoladeneis.“ und „Schokoladeneis schmeckt besser als Vanilleeis“ gleichzeitig wahr sein können, wenn sie in verschiedenen Situationen geäußert werden. Insbesondere können Aussagen relativ zu verschiedenen, aber gleichberechtigten Bewertungsmaßstäben unterschiedliche Wahrheitswerte haben. Der Wahrheitsrelativismus mit seinen verschiedenen Anwendungsbereichen (z. B. moralische Urteile oder vage Aussagen) gibt Anlass, die einschlägigen Wahrheitstheorien und das Verhältnis von Semantik und Pragmatik zu überdenken.

Das Kolloquium III „Evolution and Morality“ stellt sich im Darwin-Jahr 2009 der Herausforderung der Ethik durch die Evolutionstheorie, indem die jeweiligen Erkenntnisansprüche und die darin vorkommenden Schlüsselbegriffe genau analysiert und geprüft werden. Altruismus (im biologischen Sinn) ist ein sehr aktuelles Forschungsfeld innerhalb der evolutionären Verhaltensbiologie. Eine Reihe von Autoren hat die Auffassung vertreten, dass die Evolutionstheorie auch zur Erklärung des psychologischen Altruismus (und damit auch für die Ethik) relevant sei. Dagegen sprechen grundlegende moralphilosophische Überlegungen, die aber selbst von metaethischen Grundlagenpositionen abhängen. Ziel des Kolloquiums ist die Klärung der Schnittstelle zwischen Biologie und Moral anhand u. a. folgender Fragen: Ist die Evolutionstheorie zur Erklärung des psychologischen Altruismus relevant? Gibt es eine innere Beziehung zwischen psychologischem Altruismus und Moralität, oder hat dieser keine ethisch-normative Relevanz?

Das Kolloquium IV soll zwei Vertreter der empirischen Wissenschaften (einen Ökonomen, einen Physiker) und zwei Wissenschaftsphilosophen zu einem Austausch über die Frage bringen, wie eine „Wissenschaft und Philosophie für eine komplexe Welt“ aussehen könnte. Während die Wissenschaftstheorie traditionell an fundamentalen Theorien (z.B. Relativitäts- und Quantentheorie) und einfachen Systemen orientiert war, haben sich in verschiedenen Wissenschaften neue Methoden zur Analyse komplexer Dynamiken entwickelt, wobei mit Hilfe der Rechenkapazität schneller Computer auch neue theoretische Konzepte entwickelt wurden. Dies hat auch zu unerwarteten Methodenübertragungen (z. B. aus der Physik in die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) geführt. Die Wissenschaftstheorie beginnt, diese neuen Konzepte zu studieren und kann u. U. dabei helfen, wenn die Wissenschaftler in den neuen Arbeitsbereichen ihr neues methodisches Selbstverständnis entwickeln und explizieren. Worauf beruht z. B. die Erklärungskraft von Übertragungen aus der statistischen Physik auf die Analyse von Finanzmärkten? Gibt es neben Naturgesetzen andere Formen der Universalität? Muss man strukturellen Elementen in den Wissenschaften eine besondere Bedeutung zuweisen?

Das Kolloquium V stellt neue „Nominalistic Theories of Properties“ vor. Im Alltag und in den Wissenschaften wird unvermeidlich über Eigenschaften von Dingen gesprochen. Bis heute ist jedoch in der Philosophie umstritten, wie Aussagen über Eigenschaften zu verstehen sind. Nominalistische Eigenschaftstheorien behaupten, Aussagen dieser Art verpflichteten uns nicht zur Annahme abstrakter Entitäten, die traditionell als Universalien bezeichnet werden. In jüngerer Zeit sind in der Analytischen Philosophie neue nominalistische Eigenschaftskonzeptionen entwickelt worden, die durch Hauptvertreter solcher neuen Ansätze beim Kongress vorgestellt werden.

Im Kolloquium VI „Neuro-Enhancement: The Natural as a Value?“ wird untersucht, ob und wie die Berufung auf “das Natürliche” zu den nötigen Kriterien und Maßstäben führen kann, die bei der Entscheidung helfen, welche der neuen und zukünftigen Möglichkeiten zur Anwendung kommen sollen und gegen welche zu Recht ethische Bedenken erhoben werden. Die angewandte Ethik ist seit einigen Jahren mit dem Fortschritt in den Neurowissenschaften konfrontiert, der durch neue Erkenntnis- und Handlungsmöglichkeiten ethische und soziale Fragen aufwirft. Ein Kernthema innerhalb der Neuroethik ist das sogenannte Enhancement – pharmakologische und neurotechnologische Eingriffe, die nicht der Krankheitsheilung oder Linderung dienen, sondern der Steigerung oder Verbesserung gesunder Zustände. Insbesondere in der Psychopharmakologie sind immer mehr Mittel verfügbar, die Gesunden die Möglichkeit geben, ihre physischen, kognitiven und affektiven Zustände gezielt zu beeinflussen und über die natürliche Ausstattung hinaus zu verbessern.

Email-Adressen:

(I) u.nortmann@mx.uni-saarland.de, RappC@philosophie.hu-berlin.de

(II) alex.burri@uni-erfurt.de, Hans.Rott@psk.uni-regensburg.de

(III) Marcel.Weber@uni-konstanz.de, tarkian@ww.uni-hannover.de

(IV) stoeckl@uni-bremen.de

(V) ralf.busse@psk.uni-regensburg.de
Hans.Rott@psk.uni-regensburg.de
schnieder.uni@gmx.de

(VI) borchers@uni-bremen.de